Die Geschichte unseres Wagens
Unser Wagen, der heutige WR-S 3823, trägt eine lange Geschichte mit sich.
Beschaffen wurde er am 15. März 1913 durch die Rhätische Bahn zusammen mit fünf baugleichen Exemplaren. Auf dem Stammnetz der Rhätischen Bahn war er als Postwagen unterwegs. Wie alle Postwagen des Bündner Schmalspurnetzes war er bis 1948 zweiachsig. Mit der Beschaffung von neuen Triebfahrzeugen konnte die Rhätische Bahn mit höheren Geschwindigkeiten fahren, was ermöglichte, auch vierachsige Wagen verkehren zu lassen. Bei unserem Wagen erfolgte ein Umbau von zwei- auf vierachsig im Jahr 1948, wobei es sich um einen grundlegenden Neubau handelte. Nur einzelne Teile, wie Zwischenwände, Schiebetore und WC konnten von 1913 übernommen werden.
Einige Jahre später reduzierte man den Postverkehr auf dem Netz der Rhätischen Bahn und unser Wagen wurde 1978 ausrangiert.
Im Jahr 1981 rüstete die Rhätische Bahn unseren Wagen zu einem Barwagen um. Dieser diente der Calanda-Bräu als Begleitwagen der Hockeyzüge nach Arosa.
Nach Vertragsauflösung zwischen der Rhätischen Bahn und Calanda-Bräu war der Wagen wieder arbeitslos.
Nach einem weiteren Umbau wurde der Wagen nach Buchs SG transportiert, wo er als Provisorium für Letta’s Schmuckladen alias «Letta’s Schmuck Express» diente. Als 1995 die neue Filiale eröffnet werden konnte, entschloss man sich den Wagen als «Kulturbahnhof» weiterhin vor der Letta-Filiale in Buchs SG auszustellen. Der Wagen wurde sogar als Geschäftswahrzeichen von Buchs bezeichnet.
Als Schenkung gelangte der Wagen im Jahre 2001 in Besitz der Dampfbahn Furka-Bergstrecke.
In Landquart wurde er am 22. Juni 2001 in die Dampfbahn Furka-Bergstrecken-Komposition eingereiht. Nach einigen Jahren Einsatz und Vermarktung als «Gesellschaftswagen» für Apéros und Sitzungen entschloss man ihn als Unterkunftswagen für das Berggasthaus Furka einzusetzen. Eine komplette Innenausstattung wurde angefertigt und der Wagen stand jeden Sommer auf der Furka als mobile Unterkunft.
Die vielen Einsätze, Transporte und Umbauten hinterliessen Spuren an unserem Wagen.
Nach dieser langen Einsatzzeit wären grosse finanzielle Investitionen und Mittel notwendig gewesen, für die die Dampfbahn Furka-Bergstrecke nicht aufkommen konnte.
Doch bevor es zu einer Verschrottung kam, stiessen ein paar bahninteressierte Jungs auf den Wagen und retteten ihn vor dem sicheren Ende.
Nun steht er also wieder an seinem Heimatsplatz, der Werkstätte der Rhätischen Bahn, wo wir alles tun, dass aus Geschichte wieder Geschichte geschrieben werden kann.
Schliesslich soll er noch viele weitere Jahre als Bar-, Party- und Clubwagen im Einsatz stehen.